Ode an Karl Valentin zum 4.Juni 2025
von th

Ich oute mich heute mal als Migrant. Ich komme gebürtig aus dem Freistaat Bayern und schäme mich nicht dafür. Für Markus heute schon. Sprachlich hat sich bei mir einiges weggeschliffen in den letzten Jahrzehnten, ernähre mich nicht mehr ausnahmslos von Leberknödelsuppen, Schweinsbraten und lätschrigen Brez'n, aber vorzugsweise. Vielmehr möchte ich an ein Freudenfest erinnern: Karl Valentin hätte heute seinen 104ten Geburtstag feiern können, wäre er nicht bereits 1948 verarmt mit knapp 66 Jahren an einer Grippe verstorben. Gut, dass man eigentlich nur einmal im Leben Geburtstag hat – so kann man auch nur einmal verarmt sterben.
Kalle, wie ich ihn heute rufen würde, wurde am 4.6.1882 in München auf die Welt gepresst, nicht weit entfernt von meinem eigenen Geburtsort, und wurde auf den Namen Valentin Ludwig Fey getauft. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Tischlerlehre (merkwürdige Parallele) und trat ins elterliche Speditionsgeschäft ein, fand dann seinen eigenen Weg auf die Bühne und nahm den Künstlername Karl Valentin an.
Kalle hat ein großes Gesamtwerk hinterlassen: Monologe, Geschichten, Jugendstreiche, Couplets, Dialoge, Szenen und Stücke. Karl Valentin ist ohne seine Sparring-Partnerin Liesl Karlstadt nicht zu denken und zu gedenken. Beide traten in unzähligen Auftritten gemeinsam auf die Bretter der Welt.
Kalle dachte durchaus modern, wandte sich im Spätwerk dem Stumm- dann dem Tonfilm zu (Im Schallplattenladen!). Heute würde man ihn neudeutsch als Comedien bezeichnen. Er selbst hätte sich wohl eher als Humorist bezeichnet.Wahrscheinlich der Erste seiner Art.
Zum Titelbild kurz folgendes, verfolgendes: Papa arbeitete fast halblebens bei den Klepperwerken in Rosenheim/Obb., die mit alpinistischer Ausstattung und Regenkleidung ( Kleppermantel!) ein Vermögen verdienten. Die aufgezogene Abhandlung über den Regen hing im Wohnzimmer zur Heimstattverschönerung. Papa ist verarmt gestorben. Heute hängt die humoristische Abhandlung auf Augenhöhe in meinem Werkstattklo. So ich denn mal bieseln muss, lese ich den Text durch. Ungezählt. Prostata.
Aus aktuellem Anlass ein Dialog Valentins (K.V.) und Karlstadts (L.K.) zur Migration, undatiert, ca. 1930er Jahre:
Die Fremden...