Ode an die Nutzlosigkeit (an das nutzlose Ding)
von th (Kommentare: 1)
Prinzipiell gibt es verschiedene Formen: Das Ungenutzte, das Unnötige, das Abgenützte und das von vorne herein völlig Nutzlose. Gerade das Küchen-Mobiliar beherbergt viele nutzlose Dinge.
Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist ein Messbecher, Marke Fuchs, der durch Jahrzehnte treuer Dienste keine Skalierung mehr besitzt – alles abgeschubbert. Ich habe mich schon mehrfach von ihm getrennt. Nur, am nächsten Tag steht er wieder im Schrank. Abmessen kann man damit nur noch einen Messbecher voll einer unbekannten Grammatik (ein zweites Leben als Blumentopf ?).
Küchenschubladen beinhalten einen Hort der Nutzlosigkeit: 17 ungenutzte Messer, obwohl man nur zwei benutzt, 5 Pfannenheber, obwohl Pfannen meist am Griff angehoben werden, unzählige Dinge, deren Sinngebung gar nicht mehr bekannt ist.
Im Schuhschrank sieht es nicht besser aus: Einzelschuhe ohne Sohle für Einbeinige und einer Sammlung von gebrauchten, vereinzelten Schnürbändern unterschiedlicher Länge und Farbe. Schnürbänder sind ebenso wie löchrige Socken ungehörte Solisten.
Im Wohnzimmerschrank ist es aus energetischen Gründen sehr dunkel, er beherbergt eine wertvolle Sammlung alter Glühbirnen, kaputter Steckdosen und 3 Dutzend blumenloser Vasen. Zusammen könnte man aus dem Kram sehr hübsche Laternen basteln (Effizienzklasse C---) und nach China exportieren.
Kleiderschrank? Den vergessen wir jetzt mal besser – ganz, ganz dünnes Eis.
Keller ist wirklich schlimm. Für die Entsorgung alter, über Generationen angehäufter, Kneifzangen, die nichts mehr kneifen, abgebrochener Schraubenzieher, krummen Schraubenschlüsseln, Kronkorken ohne Flasche und Dosen voll mit Befestigungsmitteln unbekannter Herkunft, sollte man eigentlich von Rhein-Metall einen kostenlosen Container gestellt bekommen - Kronkorken zu Panzern?
Eine, mir wohl bekannte, Person kauft gerne mal in der Taiwan-Straße beim Discounter ein, z.B. ein Plaste-Windspiel in Form einer Katze auf dem Fahrrad. Die (Wind-)Räder drehen sich aber falsch herum. Die Katze fährt immer nur rückwärts (die eigentliche Taiwan-Straße ist eine Meerenge zwischen China und Taiwan, durch die die unnötigsten Dinge dieser Erde verschippert werden, vorwärts und rückwärts).
Besagte Person kauft gerne halb-vertrocknete Blomen und Planten (minus 50%), die hier eine neue Heimat finden, holt etliche auch aus dem Friedhofs-Kompost. Auf der Terrasse wird es dann sehr eng und bunt.
Vielleicht pflanze ich nächstens eine unnötige Blume in einen abgenützten Fuchs-Messbecher. Diese muss dann aber im Küchenschrank überleben.