Ode an die Nachbarn*innen
von th (Kommentare: 0)
Nachbarn sind praktisch. Sie stellen vielfältige, farbig gedeckelte Tonnen immer einen Tag vorher raus. Selbst ich weiß dann, ob irgend etwas rausgerallert werden muss – zwei Tage vorher wäre noch besser. Der gelbe Sack hängt schon immer 3 Tage vorher draußen am Jägerzaun.
Manche Nachbarn sind obernett, manche na-ja. Jeder Nachbar hat halt einen eigenen Lebensentwurf.
Die meisten halten einen Wurf Hunde. Auch prima, dann weiß man immer wann der Postbote kommt. Hunde mögen keine Postboten, Postboten mögen keine Hunde, Katzen und Katzenbesitzer mögen auch keine Hunde. Noch nie fragte ich meinen Postboten, ob er eine Katze und einen eigenen Briefkasten besitzt. Ich habe genug Katzen. Vielleicht sollte ich ihm mal eine schenken, im Paket mit Schleife verpackt, inklusive kostenloser Zustellung.
Alle Nachbarn mögen nicht nur Hunde sondern auch Rasenmäher. So weiß man immer, wann Freitag oder Samstag oder jeder andere Wochentag ist. Die Geräuschentwicklung ähnelt sich: Rasenmäher werden aber in Dezibel vermessen, Hunde in Dezibells (copyright rw).
Ich habe keinen Rasenmäher, nur eine Sense und einen Wetzstein. Dann wissen die Nachbarn, wann Einmal im Jahr ist. Am schlimmsten sind übrigens neuartige, höllenlaute Akku-Rasenmäher, haben aber den Vorteil, dass man sein Gegenüber und die Vöglein im Geäst nicht mehr versteht.
Zwei haben auch einen Laubbläser-Bringdienst. Täglich außer Sonntags. Ein Kärcher im Garten gehört ebenso zum guten Ton. Der Beton muss ja strahlen wie ein Castorbehälter.
Aber zurück zum Laubbläser und somit zum Laub = Dreck. Ein heikles Thema zwischen Nachbarn, die sich einfach gerne haben.
Nachbarn haben fast ausnahmslos so kleines Grünzeug, das als Zylinder, Kegel, Pyramide, Würfel oder Kugel geschnitten wird. Der Friseur nennt das, so glaube ich, Fassonschnitt, der immer stattfindet, wenn der Grünfick kommt, natürlich mit einer elektro-hydraulischen-pressluft-heckenhäcksel Rakete, die auch schon mal Sonntags eingesetzt wird. Napalm wird nur noch selten verwendet, das erledigt heute der Klimawandel und der Astschnitt-Häcksler.
Leider bin ich technisch verarmt und besitze nur richtige Bäume mit Höhenstufen von 3 bis 25 Metern, meine Kettensäge ist kaputt. Alle Bäume haben echte Äste, auf denen ein Vogel landen, sitzen, sich paaren und ein Nest bauen kann. Die Vögel sind also die eigentlichen Besitzer, sägen aber nie am eigenen Ast, stellen nie etwas zum Grünfick raus, haben keine Bio-Tonne und taugen nicht zum Friseur.
Sie sind meine liebsten Nachbarn (bis auf den Zilp-Zalb – der gehört verboten).